Direkt zum Inhalt
  • sharp_beaked ground finch

    Wie ist der gesundheitliche Zustand der Singvögel auf den Galápagos-Inseln?

    Die Landvögel der Galápagos-Inseln liegen uns besonders am Herzen, denn leider haben die letzten Zählungen von Birgit Fessl und ihrem Team die Einschätzung der Weltnaturschutzunion (IUCN) bestätigt, das aktuell die Hälfte aller Landvogelarten des Archipels bedroht sind. Die Insel Santa Cruz verzeichnet dabei nach der Insel Floreana die stärksten Populationsrückgänge.  

    Wie so oft ist der Mensch der Urheber dieser Probleme. Eingeführte Pflanzen und landwirtschaftliche Nutzung verändern den Lebensraum der Vögel, invasive Arten wie die Vogelvampirfliege (Philornis downsi) bedrohen das Überleben der Vogelküken. Darüber hinaus gelangen auch Vogel-Krankheitserreger durch eingeführtes Geflügel oder Zugvögel auf den Archipel. Diese Erreger übertragen sich auf die einheimischen und oft nur auf den Galápagos-Inseln vorkommenden Vögel, was eine weitere Bedrohung für die sowieso schon schrumpfenden Singvogelpopulationen bedeutet.  

     

    Gefahren durch Infektionskrankheiten 

    Nach neuesten Erkenntnissen stellen neu auftretende Infektionskrankheiten ein grosses Risiko für kleine Tierpopulationen dar, die auf entlegenen Inseln wie auf Galápagos leben, denn diese konnten keine Abwehrmechanismen gegen die Erreger entwickeln, was dann zu einer drastischen Reduktion der Tierbestände führen kann.  

    Bereits im Jahr 2008 wurden sowohl Geflügel als auch Wildvögel auf den bewohnten Inseln Floreana, San Cristóbal und Santa Cruz gesundheitlich untersucht. Dabei wurden bei einigen der Vögel Antikörper gegen verschiedene Parasiten und Krankheitserreger gefunden, was darauf schliessen lässt, dass diese Tiere eine Infektion durchlaufen haben. Leider wurde es damals versäumt, ein langfristiges Gesundheitsmonitoring der Vögel einzurichten oder weiterführende Studien anzustreben.  

    Dies wäre jedoch wichtig gewesen, denn einige der damals nachgewiesenen Erreger können sich nachteilig auf das Überleben der endemischen Vögel der Galápagos-Inseln auswirken. Ausserdem bergen sie ein Risiko für die öffentliche Gesundheit, denn manche von ihnen führen zu Zoonosen, was bedeutet, dass die Vogelkrankheit auch auf den Menschen übertragen werden kann. Deswegen ist es wichtig, festzustellen, welche Erreger auf den Galápagos-Inseln bereits vorhanden sind und wie stark sie sich ausgebreitet haben. Die so gewonnenen Erkenntnisse können dann helfen, wirkungsvolle Schutzmassnahmen zu erarbeiten, um bestehende Krankheiten zu bekämpfen und das Risiko zu verringern, dass neue Erreger durch die Menschen eingeschleppt werden.  

    Spottdrossel mit Vogelpocken

    Spottdrossel mit Vogelpocken ã Paquita Hoeck 

    Wichtige Analysen 

    Daher wurde im Jahr 2019 auf den Inseln Santa Cruz und Floreana begonnen, Proben von verschiedenen Darwinfinken-Arten, Spottdrosseln und anderen Singvögeln zu sammeln, um diese auf mögliche Krankheitserreger zu untersuchen.  

    Die Biologin Birgit Fessl konnte mit ihrem Team bei über 400 Wildvögeln und Hühnern Tests auf Vogelkrankheiten und Gesundheitschecks durchführen, wobei von jedem Vogel ein Abstrich im Rachen, im Schnabel und von der Kloake genommen wurde. Diese Proben werden jetzt im Labor der Charles Darwin Station (CDF) unter der Leitung der Tierärztin Dr. Ainoa Nieto-Claudin, die auch das Projekt der Gesundheitsanalyse bei den Riesenschildkröten geleitet hat, molekularbiologisch untersucht. Positive Proben werden aussortiert und weiter genetisch analysiert. Die Untersuchungen konzentrieren sich dabei auf folgende sechs Infektionskrankheiten, die eine Bedrohung für die Landvögel darstellen könnten: 

    Das Vogel-Adenovirus und die Newcastle-Krankheit wurden beide bereits bei Geflügel und Landvögeln nachgewiesen. Beim Newcastle-Virus ist darüber hinaus bekannt, dass es auch Menschen befallen kann. Ausserdem die Mykoplasmose und die Marek-Krankheit, ein Herpesvirus, das bevorzugt Hühner befällt und damit auch ein Übertragungsrisiko für die Menschen birgt. Die Vogelgrippe wurde bisher auf den Galápagos-Inseln noch nicht nachgewiesen; da sie allerdings in Ecuador weit verbreitet ist, wird ihr Übertragungsrisiko durch Wandervögel als sehr hoch eingeschätzt. Ausserdem wurde in Verbindung mit einer Antibiotikaresistenz eine Salmonellenerkrankung auf Geflügelfarmen der Insel Santa Cruz nachgewiesen, die eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen kann.  

    Rubintyranne

    Gesunder männlicher Rubintyrann ã  David Anchudia 

     

    Zukünftiger Schutz ist wichtig 

    Der Vergleich der so gewonnenen Informationen mit den Daten aus dem Jahr 2008 ist dann die Basis für die Entwicklung von dringend benötigten grundlegenden Schutzmassnahmen für die Vögel.   

    Wir haben in der letzten Ausgabe des Galápagos-Intern berichtet, dass aktuell auf der Insel Floreana grosse Teile der Landvogelpopulation in Quarantänegehegen leben, da auf der ganzen Insel Köder zur Ausrottung der invasiven Hausratten (Rattus rattus) ausgelegt werden.  

    Für dieses Projekt sind die Tests der Teams von Birgit und Ainona sehr wichtig, denn sie tragen dazu bei, dass die Vögel nach ihrer Freilassung aus der Quarantäne, die für Ende des Jahres 2023/Frühjahr 2024 geplant ist, bestmögliche gesundheitliche Voraussetzungen bei ihrer Wiederansiedlung auf der Insel finden. 

     

    Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende, die Gesundheit und damit den Fortbestand der Singvögel auf Galápagos nachhaltig zu sichern.   

    Jetzt Spenden

    Unterstützen Sie dieses Projekt mir Ihrer Spende!

    Jetzt Spenden