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  • Mitarbeiterin der CDF

    Frauen in Wissenschaft

    Anlässlich des Weltfrauentags am 08. März 2021 hat die wissenschaftliche Leiterin der Charles Darwin
    Forschungsstation María José Barragan, die einige unserer Mitglieder bei unserem Zoom Event virtuell kennenlernen konnten, einen Artikel zum Thema «Frauen in der Wissenschaft – unterrepräsentierte Minderheit? Nicht bei der CDF!» veröffentlicht. Diesen möchten wir gerne mit Ihnen teilen:

    Hypathia, Marie Skłodowska-Curie, Jane Goodal, Elinor Orstrom und in jüngerer Zeit Sylvia Earle sind Namen, die weltweit als wichtige Persönlichkeiten in der Wissenschaft bekannte sind. Diese Frauen sind bereits seit Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten, bedeutende Vertreterinnen der Frauen in der Wissenschaft. Leider war die Rolle der Frauen in der Wissenschaft nicht immer so bedeutend, wie sie es heute ist.  

    Anfang des 20. Jahrhunderts durften Frauen nicht in der Forschung, die von männlichen Kollegen dominiert wurde, arbeiten, sie wurden nicht gefördert und nicht geschätzt. 

    In Ecuador war Matilde Hidalgo die erste Frau, welche 1913 das Gymnasium abschloss, die Universität absolvierte und einen Doktortitel in Medizin erhielt (1921 spezialisierte sie sich auf Kinderheilkunde, Neurologie und Diätetik). Außerdem war Matilde die erste Frau in Lateinamerika, die das Wahlrecht erhielt (1924). 

    Glücklicherweise hat sich in den letzten Jahrzehnten die Beteiligung der Frauen in der Forschung und wissenschaftsnahen Gebieten bzw. Tätigkeitsbereichen erhöht. Denn weltweit nimmt die Anzahl der Frauen, die einen Universitätsabschluss erwerben zu. Diese Entwicklung kann man inzwischen auch in Ecuador erkennen. Im Jahr 2014 waren 55,5 % der an Universitäten eingeschriebenen Studenten weiblich (Senescyt 2015). Trotzdem gibt es noch immer zu wenige Frauen, die ihr Studium tatsächlich abschliessen. 

    Auf den Galápagos-Inseln begann ein Wandel in den frühen 1970er Jahren, als Wissenschaftlerinnen auf die Inseln kamen, um wichtige, gut begründete und organisierte Forschungsprojekte auf den Galapagos-Inseln auf internationaler Ebene durchzuführen. 

    Ein Beispiel für diesen Trend sind Frauen wie Rosemary Grant (1970er Jahre), Jeannine Lanier (1977), Elizabeth Tindle (1978), Krisztina Trillmich (1979), Eugenia del Pino und Sylvia A. Harcourt (1980) und später Heidy Snell (1989). Sie haben durch ihre wertvollen Forschungsarbeiten den Grundstein für Wissenschaftlerinnen auf Galápagos gelegt. Sie beschäftigten sich in verschiedenen Bereichen mit interessanten wissenschaftlichen Untersuchungen auf den Inseln, von denen sogar einige bis heute andauern. 

    Die Charles Darwin Foundation (CDF) und ihre Forschungsstation haben gezeigt, dass in den letzten zwanzig Jahren ein wichtiger Wandel stattgefunden hat. Sie entwickelte sich von einer Institution, die seit ihrer Gründung 1959 bzw. 1964 im wissenschaftlichen Bereich vollständig von Männern dominiert wurde (die erste Wissenschaftlerin, die in der Galapagos-Forschung publizierte, war 1977), zu einer Institution mit einem Frauenanteil von 55% im Jahr 2020. Dieses Ergebnis verdeutlicht nicht nur die dynamische Entwicklung bei wissenschaftlichen Arbeiten, sondern auch die stärkere Einbeziehung von Frauen in die administrativen und operativen Bereiche des CDF. Diese Errungenschaft zeigt, dass die CDF entgegen der Tendenz, die Wissenschaft und wissenschaftsbasierte Institutionen weltweit aufweisen, die aktive Beteiligung und das Engagement von Frauen sowohl in der Forschung als auch in nicht-wissenschaftlichen Bereichen der Institution fördert. 

    Trotzdem muss man sagen, dass innerhalb der verschiedenen wissenschaftlichen und akademischen Bereiche, Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Dies vor allem in wissenschaftlichen Disziplinen wie den so genannten MINT (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaft und Technik). Der geringe Frauenanteil bei akademischen und beruflichen Karrieren in der Wissenschaft, hat die unmittelbare Folge, dass aufgrund des Ungleichgewichts der Geschlechter fünfzig Prozent der fachlichen und menschlichen Talente verloren gehen. Dies ist nicht nur ein grosser Verlust bei der Weiterentwicklung und dem Fortschritt im wissenschaftlichen Bereich. Auch verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bewältigung zukünftiger Herausforderungen und komplexer Situationen, denen sich unsere Gesellschaft stellen muss. 

    Im Blog "Frauen in der Wissenschaft bei der CDF" werden die Geschichten von verschiedenen Frauen vorgestellt, die in unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachbereichen und Teams beim CDF arbeiten. Diese Frauen verfügen über grosse Fähigkeiten und Talente, die sie bei ihrer Arbeit einsetzen und tragen so wesentlich dazu bei, dass wir gemeinsam mit unseren männlichen Kollegen die gesetzten Forschungsziele erreichen. Der CDF ist stolz darauf durch dieses erfolgreiche Engagement, zu den Institutionen auf Galapagos zu gehören, in denen die gleichberechtigte Behandlung von Mitarbeitern zum Alltag gehört und so ein Geschlechtergleichgewicht gewährleistet ist. 

    In den letzten Jahren hat die CDF auch die berufliche Entwicklung von jungen Frauen auf den Galápagos Inseln gefördert. Sie konnten dank der Stipendien, die sie durch die Teilnahme an CDF-Forschungsprojekten erhalten haben, ihr Studium beginnen. Die CDF vermittelt außerdem den Mädchen und jungen Frauen auf dem Archipel das Wissen, dass jeder Mensch, egal ob Frau oder Mann, in der Lage ist seine Träume zu verfolgen. Die Basis hierfür ist eine Änderung des Weltbildes in der Erziehung und dem Unterricht von Kindern, sowohl seitens der Eltern und Familien als auch der Pädagogen. Sie müssen zeigen, dass wissenschaftliche Karrieren für jeden, der sie anstrebt möglich sind. Das vorrangige Ziel muss es sein die Mädchen zu motivieren, in wissenschaftliche Berufe zu gehen und so weibliche Vorbilder in den verschiedensten Disziplinen zu schaffen, damit wir alle in einer gleichberechtigten, fairen und solidarischen Umgebung leben können.  

    Maria Jose Barragan

    María José Barragan bei Diskussionsrunde der TUM
    Foto: Magdalena Jooß/TUM