Schildkrötengesundheit
Hintergrund
Bevor die Menschen die Galapagos Inseln vor 500 Jahren besiedelten, hatten die Schildkröten einen erheblichen Anteil an der Verteilung der Pflanzensamen auf den Inseln. Damit waren sie die Gärtner der Galapagos-Inseln. Sie sind die grössten einheimischen Pflanzenfresser und damit als «Architekten des Ökosystems der Galapagos Inseln» unersetzlich. Mit ihren Krallen vertikutieren Sie den Boden, sie fressen Pflanzen und Früchte und transportieren in ihrem Verdauungstrakt deren Samen in neue Gebiete. Ein einziger Kothaufen einer Galápagos-Riesenschildkröte kann mehr als fünftausend Samen enthalten. Von den 16 bekannten Galapagos Riesenschildkröten Arten galten 5 Arten als ausgestorben. Im Februar 2019 wurde vermutlich eine Fernandina Riesenschildkröte, die für über 110 Jahren als ausgestorben galt, gefunden. Trotzdem stehen diese Tiere schon seit langer Zeit auf der IUCN Roten Liste der gefährdeten Arten.
Projekt
Seit 2010 arbeiten die Freunde der Galapagos Inseln mit Dr. Stephen Blake und dem Tortoise Movement Ecology Programme (GTMEP) zusammen, um die verbleibenden Arten der Galapagos Riesenschildkröten zu erforschen und zu schützen. Nun möchten wir einen neuen Fokus des Forschungsteams unterstützen.
Es soll erforscht werden, welche gesundheitlichen Folgen die Nähe zum Menschen für die Galapagos-Riesenschildkröten mit sich bringt. Dazu vergleichen die Forscher gesammelte Proben von Schildkröten inner- und ausserhalb der von Menschen genutzten Gebiete.
Um die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Schildkrötenpopulationen zu verstehen, wird eine vergleichende Schildkrötengesundheitsstudie durchgeführt. Dabei werden Tiere, die innerhalb von durch den Menschen genutzten Gebieten (z. B. landwirtschaftliche Zone auf Santa Cruz) und außerhalb von durch den Menschen genutzten Gebieten (z. B. Vulkan Alcedo, Isabela) leben, verglichen. Das GTMEP hat bereits repräsentative Datensätze für jede Art des Lebensraumes gesammelt und diese nach einer Reihe von Gesundheits-Kennzahlen werden bewertet.
Angesichts der Besorgnis, dass sich antibiotikaresistente Bakterienstämme durch menschliche Aktivitäten unter den Wildtierpopulationen auf der ganzen Welt verbreiten, wird in erster Linie der Grad der Antibiotikaresistenz bei Wildschildkröten betrachtet.
Mit Antibiotikaresistenz wird die Fähigkeit einiger Bakterien bezeichnet, sich anzupassen und so der Wirkung von Antibiotika zu widerstehen. Resistent werden also nicht die Tiere oder Menschen, sondern Bakterien, also Krankheitserreger. Das Problem ist, resistente Bakterien können sich vermehren und sich dann von einer Schildkröte auf andere übertragen und so die Behandlung einer Infektion erschweren, verlängern oder im schlimmsten Fall sogar unmöglich machen.
Besorgniserregend ist, dass bei einer ersten Bewertung von Proben, die von Schildkröten in stark vom Menschen betroffenen Gebieten entnommen wurden, das Vorhandensein von mindestens einem antibiotikaresistenten Bakterienstamm in 100 % der untersuchten Wildschildkröten nachgewiesen wurde. Obwohl die Ergebnisse insgesamt eine geringe Antibiotikaresistenz zeigen, ist es dennoch der endgültige Beweis dafür, dass antibiotikaresistente Bakterien übertragen wurden.
Die gesundheitlichen Folgen für die Schildkröten sind dabei noch nicht geklärt, aber es wird angenommen, dass die Tiere im Laufe der Zeit anfälliger für Krankheiten werden könnten. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass Schildkröten, die resistente Bakterien tragen, diese auf andere einheimische Tierarten auf den Galapagos-Inseln übertragen.
In Zukunft braucht das Team von Dr. Blake Unterstützung, um diese Forschung fortzusetzen, einen Vergleich der Antibiotikaresistenz von Schildkröten, die auf dem unberührten Vulkan Alcedo leben, zu erstellen und mehr Daten zu sammeln. Insgesamt wird diese wichtige Studie dazu beitragen, Kontaminationspunkte für Schildkröten aufzudecken.