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  •  courtesy of Alize Bouriat, Charles Darwin Foundation 

    Galápagos Deep 2023 Expedition

    Ende März 2023, startete die vierwöchige Expedition „Galápagos Deep 2023“ mit 22 Forschenden und dem Ziel, die Biodiversität und Geologie in der Tiefsee rund um Galápagos besser kennenzulernen. Mit von der Partie: Alvin, das Tiefsee-U-Boot (DSV-2), das 1986 bereits das Wrack der Titanic erkundet hatte. Alvin bietet Platz für drei Personen an Bord, kann bis zu 6500 Meter tief tauchen und hat zwei Greifarme, die höchst präzise und schonend Proben einsammeln können, sowie ein hochauflösendes Foto- und Videobildgebungssystem.

    Ein bemerkenswerter Fund war eine grosse Ansammlung von Kelp-Algen. Sie ist mit einer Länge von etwa einem Meter die grösste Alge im gesamten ecuadorianischen Meeresraum und eine Pflanze, die eigentlich nicht in den Tropen anzutreffen ist und nur wegen Kaltwasserströmen wie dem Humboldt-Strom hier existieren kann. Kelp ist gerade in der mesophotischen Zone, bis zu der nur mehr wenig Tageslicht vordringt, ein wichtiger Lebensraum für Schlüsselarten, die für gesamte Populationen überlebenswichtig sind. Nach der heftigen El-Nino-Saison 1982-83 war Kelp nur mehr vor den Westküsten von Isabela und Fernandina zu finden und galt im übrigen Archipel als ausgestorben. Nun stellte sich heraus, dass fussballfeldgrosse Kelpwälder in geringen Tiefen von etwa 100 Metern zwischen Santa Cruz, Isabela und Floreana bestehen. Sie unterscheiden sich von dem Kelp im Westen des Archipels (Eisenia galapagensis) und stellen vermutlich eine eigene Unterart dar. 

     courtesy of Alize Bouriat, Charles Darwin Foundation 

    Kelp forest discovered with the ROV at around 55m depth. Image courtesy of Alize Bouriat, Charles Darwin Foundation  

     

    Über höchst erfolgreiche Tauchgänge zu Kartierung und Probenentnahme hinaus gelang dieser Expedition eine einzigartige Entdeckung: Zwischen den Inseln Santa Cruz und San Cristóbal, in einer Tiefe von 400 bis 600 Metern, fanden die Forschenden am Kamm eines versunkenen, bis dato nicht kartierten Vulkans ein weitgehend unberührtes, intaktes und von Leben erfülltes Korallenriff. Es erstreckt sich über mehrere Kilometer und besteht – neben zahlreichen weiteren Meeresbewohnern – aus erstaunlichen 50 bis 60 Prozent lebenden Korallen. Als normal gilt bei Korallenriffen in der Tiefsee ein Anteil von zehn bis maximal 20 Prozent lebender Korallen. Kaltwasserkorallen gehören zu den ältesten lebenden Organismen, die wir kennen. Sie sind unglaubliche 2500 bis 3000 Jahre alt. Den Korallen in dieser Tiefe steht kein Tageslicht mehr zur Verfügung. Sie leben vom „marine snow“, ein kontinuierlicher Partikelregen, mit dem grosse Mengen an Kohlenstoff aus den oberflächlichen Schichten in die Tiefe gelangen. 

    ©Woods Hole Oceanographic Institution 

    Uraltes lebendes Tiefseekorallenriff (Gemischte Madrepora sp. und Dendrophyllia sp. Kaltwasserkorallen) Gerüst in 500m-400m Tiefe. Bild mit freundlicher Genehmigung von L. Robinson (U. Bristol), D. Fornari (WHOI), M. Taylor (U. Essex), D. Wanless (Boise State U.) NSF/NERC/HOV Alvin/WHOI MISO Facility, 2023 ©Woods Hole Oceanographic Institution

    Das gesammelte umfangreiche Bild- und Probenmaterial wird derzeit im Detail ausgewertet und verspricht eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen über Tiefseeboden, Klimawandel und Umweltschutz. 

    Unter folgendem Link finden Sie ein spannendes Webinar der Charles Darwin Station zu diesem Thema.  https://youtu.be/zcv85IH25-k